Feuchte Wände im Keller
Für
Hauseigentümer wie auch für Mieter ist die
Überraschung gleichermassen gross, wenn im neuen Haus
der Keller so feucht ist, dass sich überall Schimmel
festsetzt. Bei Wohnräumen geht man davon aus, dass man durch
kontinuierliche Lüftung Feuchtigkeit und Schimmel an
Wänden vermeiden kann. Doch für Kellerräume
kann dies genau das Falsche sein.
Phänomen
Sommerkondensat
Im Winter wird der Keller
durch Dauerlüften immer trockener. Im Sommer geschieht genau
das Gegenteil. Wieso das so ist, ist einfach zu erklären: Je
wärmer die Luft ist, desto mehr Wasser kann sie aufnehmen. Je
kälter die Luft ist, desto weniger Wasser kann sie aufnehmen.
In den Sommermonaten ist eine relative Luftfeuchtigkeit von 70% und
mehr keine Seltenheit. Wird ein Kellerraum zum Beispiel nach einem
Sommergewitter bei Aussentemperaturen von mehr als 25° C und
einer hohen Luftfeuchtigkeit belüftet, so gelangt diese warme
und feuchte Luft in den Kellerraum. Dort streift sie an den
kühlen (8 bis 13° C kalten)
Kelleraussenwänden vorbei und kühlt sich ab. Bei
diesen Bedingungen bedeutet dies, dass die Luftfeuchtigkeit an den
kalten Oberflächen der Kellerwände kondensiert. Zum
Vergleich: Stellt man im Sommer eine gekühlte
Getränkeflasche auf die Terrasse, ist sie schon nach wenigen
Minuten ringsum mit Kondenswasser bedeckt. Der gleiche Effekt tritt
ein, wenn Kellerräume im Sommer oft gelüftet werden.
Da der Keller im Sommer den ganzen Tag über kälter
als die Umgebung ist, schlägt sich dort kontinuierlich immer
mehr Wasser an den Wänden nieder. Das Ergebnis ist
vorprogrammiert: Der Keller wird immer feuchter und es bildet sich
Schimmel.
Nebeneffekt moderner
Bauweise
Dass ungedämmte
Keller häufig sehr kalt sind, liegt auch an der modernen
Bauweise und den gesetzlichen Anforderungen. Die Behörden
verlangen, dass alle den beheizten Bereich trennende Bauteile wie
Erdgeschossdecken sowie Wände und Türen dick
gedämmt sind und dass die Heizung kaum noch Wärme an
die Kellerräume verlieren darf. Unbeheizte Keller sind dadurch
derart kalt, dass die Wände auf Grund der oben beschriebenen
physikalischen Gegebenheiten feucht werden. Das Problem liegt also
meistens nicht an der mangelhaften Abdichtung, sondern an den
klimatischen Gegebenheiten.
Massnahmen sind
möglich
Wer im Untergeschoss
Räume plant, will den Platz auch nutzen können. Wenn
Wände und Decken unbeheizter Keller so kalt werden, dass sich
die Luftfeuchtigkeit als Tauwasser niederschlägt und sich die
Räume für die Lagerung von Möbeln und
Kleidung nur noch bedingt nutzen lassen, sind Massnahmen erforderlich.
- Richtig
lüften: Wie erwähnt, besteht die Gefahr von
Tauwasserniederschlag im unbeheizten Untergeschoss nicht nur in der
kalten Jahreszeit, sondern auch im Sommer. Wer seine
Kellerräume richtig belüften will, muss die
physikalischen Gesetzmässigkeiten bewusst
berücksichtigen. Im Sommer kann eine Trocknung
nämlich nur dann erreicht werden, wenn kühlere oder
trockenere Aussenluft als die in dem Kellerraum befindliche Raumluft
zugeführt wird. Damit über geöffnete
Kellerfenster im Sommer nicht zu viel Luftfeuchtigkeit in den Keller
gelangt, sollte eine gründliche Lüftung
möglichst nur dann erfolgen, wenn die relative
Luftfeuchtigkeit im Freien geringer ist als diejenige im Keller.
Natürlich ist es schwierig, die inneren und äusseren
Luftfeuchtigkeitswerte genau zu überwachen und das Fenster
entsprechend offen oder geschlossen zu lassen.
Die Verwendung von
Messgeräten ist deshalb ratsam. Abhilfe können auch
automatische Belüftungssysteme schaffen. Diese messen
permanent die Luftfeuchtigkeit sowie die Lufttemperatur im Inneren und
ausserhalb des Gebäudes. Diese Messwerte werden dann
über eine Steuereinheit abgeglichen. So wird erreicht, dass
der Kellerraum nur dann über einen Ventilator
belüftet wird, wenn über die von aussen
zugeführte Luft eine Trocknung des Kellerraumes erfolgen kann,
bzw. kein weiterer Anstieg der Luftfeuchtigkeit im Raum erfolgt.
- Trocknungsgeräte
einsetzen: Der Einsatz von Trocknungsgeräten ist ebenfalls
möglich. Sogenannte Kondenstrockner (funktionieren bis ca. 10 °C, darunter nicht) trocknen die Luft mittels
einer Kühlanlage. Die Raumluft wird durch ein
Kühlelement gesaugt, indem die Wasserdämpfe der Luft
zu Wassertropfen auf den Lamellen des Kühlelementes
kondensieren. Die Wassertropfen laufen in einen Wasserbehälter
und die getrocknete, kalte Luft wird durch den Kondensator des
Gerätes geleitet und aufgeheizt wieder in den Raum geblasen.
Die Temperatur der ausgeblasenen Luft liegt leicht über der
Raumtemperatur. Durch die Zirkulation der Raumluft durch das
Gerät wird die relative Feuchtigkeit reduziert.
- Gezielt
temperieren: Um Schäden in Kellerräumen, welche zur
Lagerung empfindlicher Gegenstände dienen, zu vermeiden,
sollten Untergeschossräume auf ca. 15 bis 16°C beheizt
werden. Gleichzeitig sollte die relative Luftfeuchtigkeit nicht zu hoch
ansteigen. Neben der Beheizung ist auch regelmässiges
Lüften erforderlich. Die Temperatur der
Bauteiloberflächen bleibt so ausreichend hoch und
fällt nicht auf den Taupunkt ab.
- Aussenwände
dämmen: Eine ausreichende Wärmedämmung
stellt ebenfalls sicher, dass die Temperatur der
Bauteiloberflächen ausreichend hoch bleibt und nicht auf den
Taupunkt abfällt. Es sind allerdings Konstruktionen zu
wählen, welche keine Feuchtigkeit aufnehmen und
bezüglich Dampfdiffusion überprüft wurden.
Wenn im neuen Haus der Keller also derart feucht ist, dass sich
überall Schimmel festsetzt, hat dies nicht automatisch mit
Feuchtigkeit zu tun, welche über das Erdreich eindringt. Es
ist ratsam, sich vorerst die physikalischen Gesetzmässigkeiten
des Innenraumklimas zu vergegenwärtigen und dann im Rahmen von
Versuchen Massnahmen zu treffen.